Antisemitismus und Antisemitismusvorwürfe

Eine Stellungnahme zu Antisemitismusvorwürfen gegen uns

Wir sind nun seit ein paar Wochen mit der Auswertung der Demo „Dem Rechtsruck entgegentreten“ fertig und möchten uns nochmal herzlich bei allen die an dem Tag mit uns auf der Straße waren bedanken. Alle, die nicht kommen konnten, finden hier unseren Bericht. Uns ist bei der Auswertung der Aktion aber noch ein Punkt aufgefallen, der uns starke Bauchschmerzen bereitet hat und zu dem wir uns deshalb noch einmal äußern wollen.

Auf der Facebookseite einer Gruppe aus Köln ist im Vorfeld der Demonstration ein Beitrag veröffentlicht worden, der dazu aufruft nicht an unserer Demonstration teilzunehmen. Wir oder andere Teilnehmer*innen der Demonstration wurden als „die üblichen Antisemiten“ beleidigt. Es kann natürlich jede*r zu unserer Demonstration aufrufen oder das eben nicht tun. Wir werden uns aber nicht unwidersprochen als Antisemit*innen beleidigen lassen. Es gab im Vorfeld der Demo auch von anderer Seite Fragen, wer wir sind und wer die Demonstration organisiert hat. Die Fragen haben wir natürlich gerne beantwortet und wiederholen das hier gerne auch noch einmal. Die Organisator*innen der Demo waren das Kollektiv Edelweiß, die Antifa Sülz und die Aktion Brühl.

Wir nehmen diesen Vorwurf sehr ernst und möchten deshalb an dieser Stelle deutlich sagen: Als Antifaschist*innen begreifen wir den Antisemitismus als eine reaktionäre und menschenfeindliche Ideologie die wir zu bekämpfen haben. Auf unseren Demonstrationen und in unserem Ausdruck auf der Straße hat so etwas keinen Platz und wir werden auch keine Antisemit*innen auf unseren Demonstrationen dulden. Darüber hinaus möchten wir auch den aktiven Kampf gegen antisemitische Kräfte unterstützen. Aus diesem Grund freuen wir uns sehr, dass unsere Genoss*innen aus Brühl dieses Jahr zu einem Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht aufgerufen haben. An dieser Aktion haben wir uns nach Kräften beteiligt.

Wir halten die szeneinternen Streitigkeiten und losen Anschuldigungen, gerade weil diese Kritiken nicht an uns gingen, sondern lediglich auf Facebook gepostet wurden, für sehr hinderlich. Die linke Bewegung lässt sich zu sehr davon lähmen und kann sich in unseren Augen nicht so stark wie möglich ihren eigentlich Kämpfen widmen. Daher begreifen wir uns, wie auch in unserem Grundsatz erwähnt als strömungsübergreifend – nicht um politische Unterschiede verschwimmen zu lassen, sondern um mit allen uns solidarischen Gruppen in Aktion bleiben zu können. Wir streben einen offenen und solidarischen Austausch linker Strömungen an und begrüßen insofern auch Kritik und Fragen zu unserem Statement. Ihr könnt uns hier erreichen oder uns ansprechen. Redet mit uns, nicht über uns.

Entschlossen gegen Antisemitismus!

Alle zusammen gegen den Faschismus!

Bericht zum 03.10 in Köln – Dem Rechtsruck Entgegentreten

Am Tag der deutschen Einheit haben wir, zusammen mit der Aktion Brühl und der Antifaschistischen Aktion Köln-Sülz, in Köln eine Demonstration unter dem Motto “Dem Rechtsruck entgegentreten – unsere Solidarität gegen ihren Nationalismus” veranstaltet.

Für uns war dieser Tag ein voller Erfolg. Nach knapp einem Jahr in der politischen Arbeit haben wir aus eigener Kraft eine Demonstration mit 450 Teilnehmer*Innen auf die Beine gestellt. Ein fettes Danke geht raus an Alle, die uns dabei unterstützt haben und mitmobilisiert haben.

Die Reden auf der Auftaktkundgebung und die ganze Demo waren davon geprägt, dass wir den Schlusssatz des Aufrufs deutlich gemacht haben: ” In diesem Deutschland kann es keine Einheit geben. Wir sind uns nicht einig mit Rassisten, mit neoliberalen Ausbeutern, mit Kriegstreibern. Wir kämpfen für eine solidarische Gesellschaft.” Mit Transparenten und Sprechchören, mit Reden und Musik haben wir am deutschen Nationalfeiertag klargemacht, dass es für uns nichts zu feiern gibt. Aber auch, dass wir bereit sind gegen die bestehenden Zustände anzugehen.

Als sich die Demo dem Ende zuneigte, besetzten Aktivist*Innen vom Kollektiv Nestkampf ein Haus direkt an der Demo-Route und zeigten mit einem Transparent ihre Solidarität mit unserer Demonstration und die Notwendigkeit auf, die unterschiedlichen Kämpfe gemeinsam zu führen.

Für uns war diese Aktion zwar überraschend, aber eine willkommene Ergänzung im Tagesablauf. Als, wie in einer Express-Schlagzeile beschrieben “vor den Augen der Polizei”, Menschen aus unserer Demonstration in das Haus gingen, stoppte auch die Demo um das Projekt zu unterstützen. Mittlerweile wurde das Haus leider geräumt, aber das positive Beispiel wird vielen in den Köpfen bleiben.

Wir erklären uns ausdrücklich solidarisch mit der Aktion. Wie auch in einigen Redebeiträgen auf der Demonstration unterstrichen wurde, ist der antifaschistische Kampf ein Teil des Kampfes mit dem Kapitalismus. Auch die Genoss*Innen vom Kollektiv Nestkampf sind durch ihre Aussage “Wohnraum darf keine Ware sein” dem Rechtsruck entgegengetreten. Statt Geflüchtete und Migrant*Innen für den sinkenden Lebensstandard in Deutschland verantwortlich zu machen, wurde eine fortschrittliche, antikapitalistische Perspektive eröffnet. Und das nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Natürlich haben die Besetzer*Innen noch über mehr Themen gesprochen, schaut dazu am besten auf ihrer Website vorbei.